Zwei Männer mit einem Bierkasten und einem Bollerwagen mit der Aufschrift "Vatertag".
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Vatertag: An keinem Tag im Jahr kommt es in Bayern zu mehr Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Alkohol.

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Unfälle durch Alkohol: Vatertag ist trauriger Spitzenreiter

Vielerorts wird an Vatertag ausgelassen gefeiert. Doch besonders im Straßenverkehr heißt es: Vorsicht! An keinem Tag im Jahr kommt es in Bayern zu mehr Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Alkohol. Das zeigt eine Datenanalyse.

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Wandern und Bier trinken – das hat am Vatertag eine lange Tradition. Aber eben eine mit Schattenseite: Zahlreiche Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss sind die Folge. Seit Jahren kommt es in Bayern an Vatertag, der jährlich auf den Feiertag Christi Himmelfahrt fällt, zu besonders vielen Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Alkohol. 2023 wurden von der Polizei 52 Fälle erfasst. An keinem Tag gab es im vergangenen Jahr mehr Unfälle mit Alkohol. Auch in den Jahren zuvor war der Vatertag trauriger Spitzenreiter, wenn es um Alkoholunfälle ging.

Laut dem Statistischen Bundesamt sind auch andere Feiertage wie Neujahr oder der Tag der Arbeit besonders anfällig. Dort sind ebenfalls viele Unfälle im Zusammenhang mit Alkohol zu beobachten. Die zweitmeisten Alkoholunfälle gab es vergangenes Jahr an Neujahr. 30 Unfälle wurden in Bayern an diesem Tag erfasst. Abgesehen von Feiertagen finden am Wochenende mehr Alkoholunfälle statt als unter der Woche.

Vatertag sorgt in ganz Deutschland für hohe Unfallzahlen

Dass besonders an Christi Himmelfahrt viele Unfälle unter Alkoholeinfluss passieren, ist jedoch kein rein bayrisches Problem. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes gab es 2022 am Vatertag 319 Verkehrsunfälle in ganz Deutschland. Damit war er auch bundesweit der Tag mit den meisten Unfällen unter Alkoholeinfluss. Die 50 Unfälle in Bayern entsprechen etwa 16 Prozent. Bayern verhält sich damit in etwa proportional zu seinem Bevölkerungsanteil.

Insgesamt gab es 2022 laut Daten des Statistischen Bundesamtes 38.771 Unfälle unter Alkoholeinfluss. Hier lag der bayerische Anteil bei 14 Prozent. Abschließende Daten für das Jahr 2023 liegen bundesweit derzeit noch nicht vor.

In Bayern mehr Alkoholunfälle als vor der Pandemie

Für Bayern gibt es die Zahlen für 2023 dagegen bereits. Die bayerische Polizei erfasste insgesamt 5.118 Alkoholunfälle. Das geht aus Angaben des Bayerischen Staatsministeriums des Innern, für Sport und Integration hervor. Im Vergleich zu 2022 sank die Zahl.

Die Betrachtung der vergangenen sieben Jahre deutet jedoch eher auf einen steigenden Trend bei Alkoholunfällen hin. Durch die Corona-Pandemie kam es 2020 und 2021 zwar zu kleineren Einbrüchen – vor sieben Jahren krachte es aber noch rund 300 Mal weniger als 2023.

Bernd Emmrich vom ADAC Südbayern vermutet, dass die Menschen nach den Pandemie-Einschränkungen das Feiern nachholen möchten und diesen Nachholbedarf möglicherweise verstärkt durch Alkoholkonsum decken. Dadurch könne es zu steigenden Zahlen kommen.

Bei knapp 48 Prozent aller Alkoholunfälle kam es vergangenes Jahr zu einem Personenschaden. Das entspricht 2.466 Unfällen. Auch diese Quote steigt seit 2017. Damals lag sie bei 45 Prozent. Zwischen 2020 und 2022 kam es sogar bei jedem zweiten Alkoholunfall zu einem Personenschaden.

Alkoholunfälle: Geringer Anteil, aber vermeidbar

In der gesamten bayerischen Verkehrsstatistik zeigt sich, dass Alkoholunfälle nur einen kleinen Anteil ausmachen. Landesweit gab es vergangenes Jahr fast 389.000 Verkehrsunfälle. Bei knapp 59.000 davon kam es zu Personen- und Sachschäden. Alkoholbedingte Unfälle machen damit etwa 1,3 Prozent aller Unfälle aus.

Für den Experten Bernd Emmrich vom ADAC ist diese Zahl dennoch inakzeptabel: "1,3 Prozent klingt als Anteil nicht dramatisch, doch dahinter verbergen sich etliche Schicksale. Die Zahl ist insbesondere erschreckend, da diese 1,3 Prozent der Unfälle vermutlich zum größten Teil sehr einfach hätten vermieden werden können."

Das Unfallrisiko sei unter Alkoholeinfluss hoch, denn die Fahrtüchtigkeit werde schnell negativ beeinträchtigt. Dadurch würden letztendlich alle weiteren Verkehrsteilnehmer sowie Mitfahrer der Gefahr ausgesetzt.

Alkoholverbot am Steuer hätte womöglich nur geringen Einfluss

Nachbarländer wie Tschechien oder Ungarn haben eine Null-Promillegrenze. In Deutschland gilt dagegen bislang eine Grenze von bis zu 0,5 Promille. Ist der Blutalkoholwert höher, so handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit. Ab 1,1 Promille liegt dann sogar eine Straftat vor. Während der Probezeit ist das Fahren nur mit null Promille erlaubt.

Verkehrsexperten seien sich jedoch uneinig darüber, ob ein Verbot den gewünschten Effekt auf die Zahl der Unfälle hätte, sagt Emmrich. Der Grund: Wer alkoholisiert einen Unfall begeht, habe häufig einen höheren Blutalkoholwert als 1,1 Promille. Im Sinne der Rechtsprechung seien die Fahrer damit sowieso absolut fahruntüchtig. "Die Gruppe derjenigen, die alkoholbedingt in einen schweren Unfall verwickelt sind, hält sich also schon heute nicht an den geltenden Grenzwert und lässt sich durch die angedrohten Rechtsfolgen auch nicht von einer Alkoholfahrt abbringen."

Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen das. 2021 waren bei Unfällen mit Personenschaden 13.745 Personen unter Alkoholeinfluss beteiligt. Nur bei gut 20 Prozent von ihnen lag der Blutalkoholwert bei 1,1 Promille oder weniger. Eine Promillegrenze gibt es in Deutschland seit 1973 – damals waren es noch 0,8. Die Zahl der Alkoholunfälle mit Personenschaden ging nach Angaben von Emmrich seitdem deutlich zurück: seit 1975 um knapp 74 Prozent.

Südbayern und kreisfreie Städte sind Unfall-Hotspots

Ursachen-übergreifend gab es 2023 die meisten Straßenverkehrsunfälle mit Personen- und Sachschaden in München (6.125) und in Nürnberg (2.236). Vor allem in ländlichen Gebieten kam es dagegen zu weniger Unfällen. Am wenigsten waren es in Coburg (190) und Schwabach (182). Dieser Faktor ist auch durch die niedrigere Bevölkerungsdichte erklärbar.

Die interaktive Karte zeigt die Zahl der Unfälle mit Personen- und Sachschaden pro 1.000 Einwohner in den Landkreisen Bayerns.

Bei der Betrachtung von Unfällen in Relation zu den Einwohnern ergibt sich ein anderes Bild. Hier sind vor allem Südbayern und die kreisfreien Städte Hochburgen für Verkehrsunfälle. In Memmingen kamen 2023 auf 1.000 Einwohner knapp 6,7 Unfälle. Das ist der Höchstwert in Bayern. In Garmisch-Partenkirchen waren es 6,3. Die Landeshauptstadt München verbleibt mit 4,1 Unfällen pro 1.000 Einwohner unter dem Durchschnitt.

Emmrich vermutet, dass die höhere Unfallfrequenz auch auf den Reiseverkehr zurückgehen könnte. Südbayern sei sowohl Zielregion als auch als Transit des Reiseverkehrs. Andere Regionen seien davon nicht so stark betroffen. Das trage dazu bei, dass auf 1.000 Einwohner gerechnet mehr Verkehrsunfälle zu verzeichnen sind.

Historischer Zeitverlauf zeigt: Weniger Unfälle mit Personen- und Sachschäden

Insgesamt bewertet der Verkehrsexperte vom ADAC Südbayern die Entwicklungen zur Sicherheit auf Bayerns Straßen positiv. Vor allem Fortschritte in der Fahrzeugtechnik wie Notbrems- oder Spurhalteassistenten hätten dabei geholfen, Unfälle zu vermeiden. Auch Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur in den vergangenen 30 Jahren würden helfen.

Ein historischer Blick belegt dies. Seit 1995 sind die Zahlen von Verkehrsunfällen mit Personen- und Sachschaden gesunken. Zwischendurch gab es zwar vereinzelte Anstiege, aber insgesamt ist der Trend seit Jahren leicht rückläufig. Die Zahl der Unfälle sank in diesem Zeitraum um 25 Prozent von knapp 78.000 auf 59.000.

Dabei wuchs die Zahl von Autos auf Bayerns Straßen parallel. 1995 waren knapp 6,2 Millionen Pkw in Bayern zugelassen. Dagegen waren es 2023 bereits 8,3 Millionen. Das entspricht einem Wachstum von fast 34 Prozent.

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