Alte Obstbäume auf einer Wiese
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Vor 2,5 Jahren wurde der Streuobst-Pakt zwischen Politik und Naturschutzverbänden. Hat er bisher gehalten, was er versprach?

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Zwischenbilanz: Was der Streuobstpakt bisher gebracht hat

Vor zweieinhalb Jahren wurde der sogenannte Streuobstpakt auf den Weg gebracht, als Verabredung zwischen Politik und Verbänden, diese Kulturlandschaft zu erhalten. Die Zwischenbilanz in Burgbernheim war durchaus positiv – doch es gibt auch Kritik.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Wenn Ministerpräsident Marcus Söder (CSU) und gleich zwei Fachminister zusammen auf einem Termin sind, soll das zeigen, wie wichtig das Projekt ist. Gemeinsam pflanzen sie am Freitagmorgen einen Apfelbaum der Sorte "Kaiser Wilhelm" im Streuobstgebiet im mittelfränkischen Burgbernheim.

Bei dem Termin, wollen sie Zwischenbilanz ziehen: Seit gut zweieinhalb Jahren läuft der "Streuobstpakt" in Bayern, eine Aktion der Politik zusammen mit zahlreichen Verbänden. Ziel ist es, in den nächsten zehn Jahren eine Million neue Streuobstbäume zu pflanzen, denn die alten Bestände nehmen immer mehr ab.

Dass so viele an einem Strang ziehen, freut den Ministerpräsidenten – auch weil das Projekt beim Start nicht unumstritten war. Doch beim Ziel seien sich alle einig: "Das ist erstens wundervoll zu schmecken, wenn ich das sagen darf", erklärt Söder in seiner Festrede. "Das heißt, wir haben denn Fall Natur schützen und nützen. Es ist aber auch ein enormer genetischer Schatz, das ist ein enormer Lebensraum für Menschen und Tiere." erklärt Söder in seiner Festrede.

Größtes zusammenhängendes Streuobstgebiet in Bayern

Die Burgbernheimer Obstwiesen sind das größte zusammenhängende Streuobstgebiet in Bayern. Hier findet in der nächsten Zeit ein großer "Generationenwechsel" bei den Obstbäumen statt, die etwa eine Lebensdauer von 60 Jahren haben – da kommt der Pakt natürlich gelegen.

Die Region sei von Anfang an mit dabei gewesen, erklärt Bürgermeister Matthias Schwarz (Freie Bürger). "Ja, man könnte es manchmal unbürokratischer machen von der Beantragung her, aber die Grundintention finden wir gut und die hilft uns auch weiter." Es sei wünschenswert, wenn die finanzielle Ausstattung lange gesichert wäre, damit man sie auf Jahrzehnte weiterführen könne, so Schwarz weiter.

Risiko für Baumschulen

Beim Ortstermin betonten alle politischen Mandatsträger, dieses langfristig angelegte Pflegeprojekt weiter vorantreiben und auch finanzieren zu wollen. Das größte Risiko tragen allerdings die Baumschulen, die für den Baum-Nachwuchs sorgen. Denn, eine garantierte Abnahme der Pflanzen ist im Streuobstpakt nicht verankert.

Doch die Nachfrage sei bisher durchaus in Ordnung: "Wir verlassen uns auch in Zukunft auf die Zusagen der bayerischen Staatsregierung", erklärt Johannes Schmitt aus dem oberfränkischen Poxdorf, zugleich Mitglied im Baumschulverband Bayern. "Wir müssen uns Gedanken machen, wie der Streuobstbau der Zukunft ausschaut, und da brauchen wir vielleicht andere Bäume, andere Wurzeln, aber da müssen wir offen sein." Denn der Klimawandel setzt auch den Obstbäumen zu – und was jetzt gepflanzt wird, soll für Jahrzehnte nachhaltig sein.

Mehr als 600 Millionen Euro Fördergelder

Der Streuobstpakt ist mit einigen Fördergeldern hinterlegt - mehr als 600 Millionen Euro. Doch diese auch abzurufen, ist gar nicht so einfach. Das bekommt Jürgen Ködel aus dem unterfränkischen Erlabrunn zu spüren. Er schneidet im Winter regelmäßig seine Bäume. Durch den Streuobstpakt gibt es dafür jetzt sogar bis zu 120 Euro pro Baum. Aber nur, wenn man einen Baumpfleger damit beauftragt. Doch das macht für den Landwirt keinen Sinn. Und Scheinaufträge, mit einem anderen Obstbauern, möchte er auch nicht abschließen.

Bürokratie soll weiter abgebaut werden

Und auch andere bürokratische Hürden erleichtern es nicht gerade, beim Streuobstpakt mitzumachen. Darauf angesprochen erklärte die zuständige Ministerin Michaela Kaniber (CSU), dass schon viele Hürden abgebaut worden, dass die Anträge sehr niederschwellig online zu stellen seien und das Ministerium hier ständig ein Auge darauf habe, das auch nachzubessern. Die Förderlücke etwa beim Baumschnitt habe man erkannt, heißt es auch aus dem Landwirtschaftsministerium.

Trotz aller Kritik – viele der jungen Apfelbäume würde es auch in Erlabrunn ohne den Streuobstpakt nicht geben. Zusammen mit 600 anderen Obstbäumen wurden sie im vergangenen Jahr rund um Erlabrunn gepflanzt – jeder mit 45 Euro bezuschusst.

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