Drei Panzer-Fragmente der Europäischen Sumpfschildkröte. Gefunden im Kieswerk Barleben-Adamsee
Bildrechte: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Uwe Beye

Drei Panzer-Fragmente der Europäischen Sumpfschildkröte

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Konserven der Steinzeit? Schildkröten-Funde in Kieswerk

In einer Kiesgrube in Sachsen-Anhalt wurden fünf Schildkrötenpanzer gefunden, die zwischen 40.000 und 50.000 Jahre alt sind. Die Funde könnten ein neues Licht auf die Ernährungsgewohnheiten der Menschen in der Steinzeit werfen.

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Im mittleren Elbtal bei Magdeburg gibt es zahlreiche Kiesgruben, aus denen schon viele bedeutende archäologische Funde gesichert werden konnten. In der Kiesgrube Barleben-Adamsee wurden nun fünf etwa 42.000 bis 50.000 Jahre alte Schildkrötenpanzer-Fragmente entdeckt. Frühere Menschen könnten die Schildkröten als "lebende Konserven" auf Reisen dabeigehabt haben.

Ehrenamtlicher Helfer fand die Schildkrötenpanzer

Das Besondere an den dortigen Kiesgruben ist, dass durch den Gesteinsabbau auch tiefere Schichten angeschnitten werden. "Insbesondere für das Pleistozän (Eiszeitalter) bieten die tiefen Aufschlüsse immer wieder überraschende Einblicke und Erkenntnisse", so das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. "Denn andernorts sind die entsprechenden Schichten oft so mächtig überdeckt, dass sie – abgesehen vom Braunkohletagebau – kaum angeschnitten werden", heißt es weiter.

In der Kiesgrube am Adamsee erfolgt der Gesteinsabbau unter dem Grundwasserspiegel, die eigentliche Fundschicht ist also nicht zu sehen. Deswegen beobachten ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerinnen und -pfleger, was sich im Rüttelsieb des Baggers ansammelt. Ein aufmerksamer Helfer entdeckte so die Stücke der Schildkrötenpanzer.

Steinzeitliche Konserven?

Die Panzer gehörten Europäischen Sumpfschildkröten. Das Besondere: Vor 45.000 Jahren war es in Sachsen-Anhalt viel zu kalt für Schildkröten. Sie brauchen für die Aufzucht ihrer Brut Temperaturen von mehr als 18 Grad Celsius. Vermutlich haben also Neandertaler oder frühe moderne Menschen die Tiere lebendig aus weit entfernten, wärmeren Gebieten mitgebracht, zum Beispiel vom Schwarzen Meer.

Die Schildkröten sind einfach zu fangen, genügsam, leicht transportierbar und werden – sozusagen - in einer stabilen Verpackung geliefert. Die Europäische Sumpfschildkröte muss ein praktischer Proviant auf Reisen gewesen sein – so die Theorie der Archäologen in Sachsen-Anhalt. Jetzt hoffen die Wissenschaftler auf weitere Schildkrötenpanzer aus anderen Kiesgruben, um ihre Theorie von der steinzeitlichen Konserve bestätigen zu können.

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