Die freiwillige Feuerwehr in Schauerheim.
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Freiwillige gründen Feuerwehr in Schauerheim

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Erfolgsgeschichte: Freiwillige gründen neue Feuerwehr

Es passiert immer wieder, dass Feuerwehren aufgelöst oder zusammengelegt werden, weil Ehrenamtliche fehlen. Doch Hochwasser und zwei tödliche Brände haben in Schauerheim gezeigt, wie wichtig eine Feuerwehr ist. Jetzt gibt es tatsächlich eine neue.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Das Löschfahrzeug steht frisch poliert in der Halle des reaktivierten Feuerwehrhauses, und die Schutzanzüge hängen fein säuberlich in den Spinden. Auf den ersten Blick sieht man, dass die Freiwillige Feuerwehr Schauerheim im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim wieder einsatzbereit ist.

Erster Sirenenalarm seit neun Jahren

Zum ersten Mal seit neun Jahren schallt auch wieder die Sirene durch den kleinen Ort. Dieses Mal ist es nur ein Test. Doch auch, wenn es ernst werden sollte, gibt es jetzt wieder eine Feuerwehr, die ausrückt. Kommandant Robert Kemeter steigt zu seinen Kameradinnen und Kameraden in das neu erworbene Löschfahrzeug, und los geht's zu einer Übung. Mit dabei ist auch Feuerwehrmann Martin Ballwießer. Er erinnert sich noch an das Jahr 2015, als sich in Schauerheim kein neuer Kommandant oder Kommandantin mehr zur Wahl stellte.

Feuerwehren haben Nachwuchsprobleme

Immer wieder fehlen Menschen im Ehrenamt. Auch Feuerwehren klagen mitunter über Nachwuchsprobleme. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim ist die Zahl der Feuerwehren in den vergangenen sieben Jahren sogar von 181 auf 173 geschrumpft. In Schauerheim, dem größten Ortsteil von Neustadt, hätten vor neun Jahren zwar einige Feuerwehrfrauen und -männer aus der zweiten Führungsriege nachrücken können. Doch viele befanden sich mitten in einer Lebensphase des Hausbaus oder der Familiengründung sowie anderen Verpflichtungen. "Man muss als Kommandant oder Kommandantin viel ehrenamtliche Zeit investieren und übernimmt die Verantwortung für die ganze Mannschaft", sagt Ballwießer. Deshalb sei es umso schöner, dass Robert Kemeter das jetzt übernommen habe.

Weckruf: Zwei tödliche Brände und Hochwasser

2021 und 2022 ereigneten sich zwei tragische Brände in Schauerheim, bei denen zwei Menschen starben. Außerdem kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Hochwasser. "Ich denke, es waren auch diese Anlässe in der letzten Zeit, die dazu geführt haben, dass wir uns wieder gegründet haben. Dass sich so viele Freiwillige gefunden haben, das macht mich auch stolz", sagt Ortssprecher Achim Pfund.

Die Initialzündung entstand an einem Sommerabend im Dorf, als sich eine Gesprächsrunde wieder einmal um die fehlende Feuerwehr drehte. Damals sagte Robert Kemeter, der bereits seit drei Jahrzehnten bei anderen Feuerwehren aktiv gewesen war: "Bringt mir 27 Aktive für die dreifache Gruppenstärke, und ich übernehme das Amt des Kommandanten."

Feuerwehr-Neustart in Schauerheim

Gesagt, getan: In Schauerheim entschieden sich nicht nur ehemalige Feuerwehrfrauen und -männer für einen Neustart, sondern auch Quereinsteiger wie Martin und Melanie Mechs. Als die beiden in den kleinen Ort gezogen waren, erfuhren sie von dem Aufruf und meldeten sich gleich. Mittlerweile bilden über dreißig Freiwillige die neue Feuerwehrtruppe, so dass Robert Kemeter sein Versprechen einlösen konnte und sich als Kommandant wählen ließ: "Es läuft Hand in Hand, und die Kameradschaft macht viel Spaß", sagt er zufrieden. Doch erstmal gab es viel zu tun: Das alte und jetzt neue Feuerwehrhaus war jahrelang nicht mehr genutzt worden, es fehlte ein einsatzfähiges Fahrzeug, ebenso Ausrüstung und Kleidung.

Ortskenntnisse der Feuerwehren wichtig

Der Stadtrat von Neustadt/Aisch förderte das Projekt nach Kräften und bewilligte die nötigen Mittel. Nicht nur wegen der gesetzlichen Verpflichtung, sondern auch als Anerkennung, sagt Bürgermeister Klaus Meier (SPD): "Schauerheim ist mit rund 450 Einwohnerinnen und Einwohnern der größte Ortsteil, und es ist wichtig, dass es hier eine gute Brandbekämpfung und auch technische Hilfeleistung gibt. Die Ortskenntnis der Ortsteilfeuerwehren ist durch nichts zu ersetzen: Sie wissen genau, wo sie hinfahren und hinlangen müssen."

Mit der finanziellen Förderung konnte unter anderem "Wilhelm" angeschafft werden: Das Löschfahrzeug LF8 hat die Freiwillige Feuerwehr Hedendorf in der Nähe von Buxtehude zwar schon auf 319 Einsätzen begleitet, doch es kann sicherlich noch viele weitere meistern.

Mega-Truppe am Start

Die Kameraden aus dem Norden brachten das Löschfahrzeug sogar persönlich ins mittelfränkische Schauerheim, denn so eine Neugründung hatten sie noch nie erlebt. So ist auch der neue Kommandant Robert Kemeter rundum zufrieden über Ausstattung und Mannschaft. Über seine Motivation sagt er: "Ich habe ein großes Helfersyndrom, bin seit Jahren bei der Feuerwehr und früher auch im Rettungsdienst aktiv. Für mich war der Anreiz für das Amt des Kommandanten, dass ich eine schlagkräftige Mega-Truppe zusammenzustellen kann. Und die habe ich jetzt."

Für die Menschen ehrenamtlich im Einsatz

In Bayern rückt statistisch gesehen alle zwei Minuten eine Feuerwehr zum Einsatz aus. In den größeren Städten gibt es Berufsfeuerwehren, doch die überwiegende Zahl der Feuerwehren ist rein ehrenamtlich organisiert. "Ortsgemeinschaften brauchen das Ehrenamt“, sagt Kreisbrandmeister Rainer Weiskirchen aus dem Landkreis Neustadt an der Aisch –Bad Windsheim: "Denn die Feuerwehren sorgen nicht nur für die Sicherheit, sondern auch für den Zusammenhalt und die Lebensqualität der Menschen in einem Ort." Daher freut nicht nur er sich über die neu gegründete Feuerwehr und die Erfolgsgeschichte in Schauerheim.

Ein Teil der neuen Feuerwehrtruppe in Schauerheim steht und kniet vor dem Löschfahrzeug  mit dem Namen "Wilhelm".
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Ein Teil der neuen Feuerwehrtruppe in Schauerheim vor dem Löschfahrzeug mit dem Namen "Wilhelm".

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