Granit Xhaka feiert seinen Treffer zum 2:0
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Granit Xhaka feiert seinen Treffer zum 2:0

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FC-Bayern-Serie endet: Der Beginn einer neuen Zeitrechnung

Elf Jahre lange gab es in der Fußball-Bundesliga nur einen Deutschen Meister: den FC Bayern München. Die bisher noch ungeschlagene Werkself beendet diese Serie nun. Gegen Bremen siegt Bayer Leverkusen mit 5:0 und holt erstmals die Meisterschaft.

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Es ist vorbei. Elf Jahre pure Dominanz enden mit dem heutigen Tag. Bayer Leverkusens souveräner 5:0-Sieg gegen Werder Bremen beendet eine nie da gewesene Serie. Von 2013 bis heute kannte die Bundesliga nur einen einzigen Deutschen Meister: den FC Bayern München. Zwei Dortmunder Meisterschaften in Folge und das verlorene "Finale dahoam" in der Champions League hatten bei den Münchnern einen Siegeshunger entfacht, der mehr als ein Jahrzehnt lang anhielt.

Egal ob die Trainer Heynckes, Guardiola, Ancelotti, Kovac, Flick, Nagelsmann oder Tuchel hießen. Egal ob Gomez, Lewandowski oder Choupo-Moting stürmte, ob van Buyten, Boateng, Hummels oder Upamecano verteidigte, ob Schweinsteiger oder Kimmich die Fäden im Mittelfeld zog – am Ende der Saison feierten die Münchner auf dem Rathausbalkon.

Die verlorene Meisterschaft: Eine lange Liste an Gründen

Nun können die Spieler des FC Bayern ihren Fans nach so langer Zeit keine Schale am Marienplatz präsentieren. Die Liste für mögliche Gründe dafür ist lang: Die herausragende Saison, die Leverkusen unter Trainer Xabi Alonso spielt, ist sicherlich der wichtigste. Schließlich wäre der FC Bayern mit dieser Punkteausbeute in den meisten Jahren aktuell mitten im Meisterschaftsrennen. Doch sich alleine daran festzuhalten, wäre mehr als unvollständig.

Schließlich begann der Anfang vom Ende der Dominanz schon in der vergangenen Spielzeit. Schon damals agierten die Münchner nicht gerade so souverän, wie man es aus den vorherigen Meisterschafts-Spielzeiten kannte - was sich beileibe nicht nur auf die Spieler auf dem Rasen beschränkte. Die öffentliche Schlammschlacht in der Führungsebene besudelte nicht nur die Meisterschafts-Feierlichkeiten nach dem unerwarteten Last-Minute-Erfolg in Köln.

Sie befleckten auch den Start von Thomas Tuchel in München, der sich im Sommer seinerseits auch nicht mit öffentlicher Kritik an den Verantwortlichen zurückhielt. Man musste kein ausgewiesener Insider sein, um zu ahnen, dass an der Säbener Straße Verantwortungsträger eher weniger erfreut sind, derartige Schlagzeilen über sich zu lesen, wie sie Tuchel produzierte.

Vielfältige Gründe fürs Münchner Schwächeln

So etwas darf man sich nur leisten, wenn man außerordentlich erfolgreich ist. Aber auf dem Platz präsentierten sich Tuchels Schützlinge oft so, als sei der 2012 entfachte Siegeshunger mittlerweile mehr als gestillt. Satt und behäbig zogen die hoch veranlagten Spieler oft ihre Kreise und stießen so an ihre Grenzen. Zu dem gesellten sich dauerhafte Verletzungssorgen, die die dünne Personaldecke, die Tuchel im Sommer noch kritisiert hatte, löchrig wie eine Häkeldecke erscheinen ließen.

Es kam also einiges zusammen in dieser Saison in München. Vielleicht brauchte es diese außergewöhnliche Mischung, um die außergewöhnliche FC-Bayern-Ära zu beenden: ein überragender Gegner, satte Spieler, interne Querelen, verpatzte Transferperioden und ein Trainer, der nicht gerade als Chefdiplomat bekannt ist. Was genau "schuld war", dass die Münchner Bayern nicht auch die zwölfte Meisterschaft in Folge feiern konnten, wird man nie beantworten können.

Kommt nun die Transferoffensive des FC Bayern?

Viel wichtiger wird jetzt die Frage, wie der FC Bayern auf diese womöglich titellose, doch sicher Meisterschaftsschalen-lose Saison reagieren wird. Kommt nun ein ähnlich wütendes Aufbäumen wie in der Zeit um das Jahr 2007, als man mit den Transfers Franck Ribéry, Luca Toni, Arjen Robben und Miroslav Klose reagierte? Oder wie 2013, als sich die Münchner aufmachten, nicht nur die Bundesliga, sondern auch die Champions League zu gewinnen? Und auch davon nicht genug bekamen, sodass sie mit Pep Guardiola auch noch den vielleicht besten Trainer der Welt an die Isar lotsten, der nicht nur Titel holte, sondern das taktische Fundament der darauffolgenden Jahre goss?

Oder kriegt der FC Bayern womöglich erst mal nicht die Kurve? Müssen sich die Münchner weiter mit der Verfolgerrolle anfreunden und im Windschatten von Alonsos Leverkusenern nach Luft schnappen, bis sie bereit sind für den nächsten großen Angriff auf die Titelschale?

Elf Meisterschaften - ein ewiges Vermächtnis?

Es wird ein spannender Sommer an der Säbener Straße 51, ja wahrscheinlich sogar spannende Jahre. Der Umbruch in München beginnt spätestens mit dem heutigen Tag. Der FC Bayern startet in eine ungewisse Zukunft, die der neue Sportvorstand Max Eberl verantworten wird.

Sicher ist, dass die Leistung aus den vergangenen Jahren etwas Historisches war. Die erfolgreichste Ära in der Geschichte des stolzen Klubs aus München. Die längste Meisterserie aller Zeiten in Deutschland. Doch der FC Bayern wäre nicht der FC Bayern, wenn er nicht alles daran setzen würde, die eigene Bestmarke irgendwann einmal zu übertrumpfen. Doch damit müssen sie ein wenig warten. Jetzt heißt der Gegner erst einmal Bayer Leverkusen.

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