Liegende Kühe im Vordergrund, Wanderer im Hintergrund
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Auf der Weide müssen Wanderer ihr Verhalten anpassen

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Achtung Kuhattacken: So verhalten Wanderer sich richtig

Immer wieder kommt es vor, dass Wanderer von Kühen angegriffen werden. Aber warum machen die Tiere das? Sind Kühe grundsätzlich gefährlich? Und wie kann man sich vor einer Kuhattacke schützen?

Kühe sind von Natur aus wenig angriffslustig, trotzdem kann es zu Zusammenstößen mit den Tieren kommen. Und die bleiben oft nicht folgenlos. Meist kommt man mit dem Schrecken oder einem blauen Fleck davon, in einigen tragischen Fällen können Wanderer jedoch auch getötet werden.

Meistens ist ein Fehlverhalten der Wanderer der Grund für solche Vorkommnisse. Zu gefährlichen oder gar tödlichen Zwischenfällen war es vor allem dann gekommen, wenn Wanderer Hunde dabei hatten und die Mutterkühe ihre Kälber beschützen wollten. Deshalb sollten Wanderer sich einige Regeln zu Herzen zu nehmen, damit es zu keinem Zwischenfall kommt.

Die Kraft der Kühe nicht unterschätzen

Der größte Fehler: Jungvieh oder Kühe bringen einige hundert Kilogramm auf die Waage und können unvorsichtige Wanderer auch schon mal umhauen oder verletzen, selbst wenn ein Zusammenstoß gar nicht bösartig gemeint ist - zumal sie ja auch noch Hörner haben. Auch können sie schneller laufen, als man den schwergewichtigen Tieren zutrauen würde. Der Deutsche Alpenverein gibt Tipps, wie sich Wanderer bei einer Begegnung mit Kühen verhalten sollten (externer Link):

Der richtige Umgang mit Kühen auf der Weide

  • Wanderwege, die über Weiden führen, nicht verlassen!
  • Wanderer mit Hunden sollten Weideflächen lieber umgehen und ihren Hund an die Leine nehmen.
  • Beim Überqueren der Weide ist ein Abstand von mindesten 20 bis 50 Metern zu den Tieren angeraten. Dabei sollte man auch nicht laut schreien oder rumhüpfen, sondern ruhig und unauffällig passieren.
  • Wenn ein Rind oder eine Kuh ausgerechnet den Wanderweg versperrt oder es sich dort gar bequem gemacht hat, umgehen Sie das Tier mit möglichst großem Abstand.
  • Leichtsinnig ist es auch, die Tiere zu erschrecken oder ihnen direkt in die Augen zu starren.
  • Die Kuhweide ist kein Streichelzoo. Lassen Sie die Tiere einfach in Ruhe - nicht streicheln und nicht füttern.
  • Achten Sie auf Warnsignale: Senken die Tiere den Kopf, schnauben, scharren und brüllen, kann es brenzlig werden.
  • Kommen die Tiere näher, bleiben sie ruhig und ziehen sich langsam zurück - mit dem Blick auf die Kuh!
  • Fuchteln Sie nicht mit Ihrem Wanderstock durch die Gegend. Im größten Notfall kann ein gezielter Schlag auf die Nase die Kuh vertreiben.
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Kühe - Streichelzoo oder aggressive Angreifer?

Besondere Vorsicht bei Mutterkühen

Wie so häufig bei Muttertieren: Sie haben einen ausgeprägten Schutzinstinkt und wollen ihre Kälbchen vor Gefahr schützen. Auch wenn es noch so verlockend ist - gerade bei kleinen, süßen Kälbchen - gilt: Finger weg!

Kühe sehen nicht besonders scharf und reagieren womöglich aggressiv, wenn sich ihrem Kälbchen "etwas" nähert. Und das gilt im Übrigen nicht nur für die Mutter. Auch die anderen Kühe in der Herde verteidigen den Nachwuchs.

Mit Hunden auf der Kuhweide

Wanderer sollten ihren Hund anleinen, wenn sie über die Weide spazieren. So hat man ihren Jagdinstinkt unter Kontrolle und die Kühe werden nicht über die Weide gejagt. Hunde haben das Potenzial, Kühe zu beunruhigen, denn immerhin stammen sie vom Wolf ab. Die Angst davor steckt noch in den Genen.

Falls es zu einem Angriff kommt, sollte der Hund jedoch abgeleint werden. Denn die Angriffslust der Kuh wird sich wahrscheinlich auf den Hund konzentrieren, der mit seinem Tempo vermutlich auch die schnellste Kuh abhängen kann. Der Wanderer sollte die Zeit nutzen, sich in Sicherheit zu bringen. Idealer ist es grundsätzlich, mit einem angeleinten Hund die Weideflächen zu umgehen.

Gatter wieder schließen!

Was selbstverständlich sein sollte, leider aber nicht ist: Wenn Sie durch ein Gatter eine Weide betreten, schließen Sie es auch wieder hinter sich, damit die Tiere nicht ihre Chance auf Freigang nutzen! Wenn ein Gatter offen ist, lassen Sie es so, wie Sie es vorgefunden haben. Denn es kann sein, dass es vom Almwirt absichtlich geöffnet wurde, damit die Tiere zum Beispiel an eine Wasserstelle auf einer anderen Weide kommen können. Damit verbunden ist auch die Bitte, bei fließendem Wasser an einer Tränke den Durchfluss so zu lassen, wie er war, und ihn nicht auf- oder zuzudrehen.

Wie sieht die Rechtsprechung im Fall von Kuhattacken aus?

Nach einer Kuhattacke im Jahr 2014 in Österreich, bei der eine deutsche Wanderin verstorben ist, wurde der Kuhbesitzer zu einer hohen Schadenersatzsumme an die Hinterbliebenen verurteilt. Später wurde der Wanderin eine Mitschuld gegeben, die Strafe daher halbiert.

In einem anderen Unglücksfall 2017 im Tiroler Erl (Bezirk Kufstein) wurde allerdings zugunsten des Almwirts entschieden und die Klage der Angehörigen des Opfers abgewiesen. Bei der Urteilsfindung spielen diverse Faktoren eine Rolle: Sind die Tiere früher schon mal auffällig gewesen? Wurden Warnhinweise missachtet? Gab es Alternativrouten?

Die Eigenverantwortung der Wanderer ist gefragt

Grundsätzlich sind Almwirte vor der Gefahr, dass ihre Kühe womöglich einen Menschen töten, nicht gefeit. Deshalb hat die Landwirtschaftskammer Tirol einen Verhaltenskodex für Wanderer (externer Link) herausgegeben. Dieser Verhaltenskodex stellt ähnlich wie die zehn FIS-Regeln auf den Skipisten die Eigenverantwortung in den Mittelpunkt. Wenn sich ein Wanderer nicht daran halte, habe das im Schadensfall rechtliche Konsequenzen für ihn. Ähnliches wünschen sich auch bayerische Landwirte. Sie sind in Sorge, dass auf sie hohe Zahlungen zukommen, wenn es zu einem Unfall kommen sollte.

Dieser Artikel ist erstmals am 28.7.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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