Private Rettungshunde werden oft bei Suchaktionen eingesetzt. Manche Hundestaffeln suchen Verstärkung und machen deshalb Rettungshunde-Castings.
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Manche Hundestaffeln suchen Verstärkung und machen deshalb Rettungshunde-Castings. Saskia Meiß und Hund "Bingo" nehmen daran teil.

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Casting in der Oberpfalz: Kann mein Hund Rettungshund werden?

Private Rettungshunde werden oft bei Suchaktionen eingesetzt. Manche Hundestaffeln suchen Verstärkung und machen deshalb Rettungshunde-Castings. Dort kann man testen, ob Hund und Mensch als Rettungsteam geeignet wären.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Ein Wanderer hat sich in einem weitläufigen Waldgebiet verirrt. Eine demente Person ist weggelaufen. Ein Kind ist verschwunden. Das sind typische Fälle, in denen zusätzlich zu Polizei, Feuerwehr oder Bergwacht auch Rettungshunde eingesetzt werden, nicht zu verwechseln mit Polizeihunden. Rettungshundestaffeln gibt es in ganz Deutschland, entweder privat organisiert oder an Organisationen wie zum Beispiel Johanniter, Malteser oder Rotes Kreuz angeschlossen. Einige Rettungshundestaffeln brauchen dringend Verstärkung und suchen Hundebesitzer, die mit ihren Tieren mitmachen möchten. Manche veranstalten dafür Rettungshunde-Castings.

Casting für den Hund

Die Rettungshundestaffel Straubing-Cham der Johanniter-Unfall-Hilfe hat vor kurzem so ein Casting am Ortsrand von Waffenbrunn gemacht. Eine Vorauswahl, wer mitmachen durfte, gab es schon vorher per Telefon. Zu kleine oder zu große Hunde sind zum Beispiel nicht geeignet für die Flächensuche im Gelände. "Wenn die Hunde fertig ausgebildet sind, müssen sie Flächen von 50.000 Quadratmeter absuchen. Typische Schoßhunde zum Beispiel würden sich da kaputt machen, genauso wie schwerfällige große Hunde wie etwa Bernhardiner oder Doggen", sagt Melanie Weinhold, Ausbilderin bei der Rettungshundestaffel.

Aggressive oder ängstliche Hunde nicht geeignet

Nicht geeignet sind außerdem aggressive oder sehr ängstliche Hunde. Der Hund sollte Menschen mögen und es ist sogar erwünscht, dass er "verspielt oder verfressen" ist, sagt Melanie Weinhold. Letzteres ist gut, um ihn zum Suchen zu motivieren. Für die spätere Ausbildung geeignet sind die Tiere schon ab dem Welpenalter, danach aber höchstens bis zum Alter von drei Jahren oder bis vier Jahre, wenn zumindest schon eine Begleithundeprüfung absolviert wurde. All das wird in Waffenbrunn vor dem praktischen Teil des Castings in einem Vortrag ausführlich erklärt. Für das eigentliche Casting wird anschließend jeder Hund mit Besitzer einzeln für rund eine Viertelstunde getestet.

Spielerische Übungen auf einer eingezäunten Wiese

Zum Casting in Waffenbrunn sind fünf Hundebesitzer gekommen. Ein Jack–Russel-Terrier ist dabei und der Border-Collie-Rüde "Bingo", zweieinhalb Jahre alt. Er gehört der 22-jährigen Saskia Maiß, die auf einer eingezäunten Wiese erstmal zeigen darf, ob und wie sie ihren Hund erzogen hat. "Bingo" kann schon deutlich mehr als "Sitz" und "Platz", macht begeistert mit, was Saskia von ihm mit klaren Kommandos fordert. Das sind auch die Mindestkriterien. Ist ein erwachsener Hund noch gar nicht erzogen, wird es schwierig, ihn zum Rettungshund auszubilden. Dann müssen Saskia und ihr Hund ein paar Geländeübungen machen. Kriecht Bingo durch eine Röhre durch? Lässt er sich zumindest dazu motivieren? Geht er über wackligen Untergrund? Das muss alles noch nicht perfekt sein, sagt Rettungshunde-Ausbilderin Melanie Weinhold: "Wir wollen nur sehen, wie Hund und Mensch zusammen arbeiten. Wäre da eine Entwicklung möglich?" Wichtig ist auch, dass der Hund bei allem Gehorsam nicht ängstlich an seinem Besitzer klebt. Auch das wird spielerisch getestet. Traut sich das Tier nicht weiter weg als ein paar Meter, ist es im Ernstfall auch nicht für Suchaktionen geeignet.

Ausbildung zum Rettungshund dauert zwei bis drei Jahre

Genauso wichtig ist der Hundebesitzer. Denn Hund und Mensch sind im Ernstfall immer zusammen unterwegs. Der Hundebesitzer muss also körperlich fit und auch psychisch belastbar sein. Nicht selten suchen Rettungshunde nach suizidgefährdeten Personen oder finden am Ende sogar Tote. Viele Einsätze finden nachts statt. Teamfähigkeit ist wichtig. Außerdem muss man viel Zeit und Geduld in die Ausbildung zum Rettungshund stecken, die in der Regel zwei bis drei Jahre dauert. Danach muss regelmäßig weiter trainiert werden, bei der Johanniter-Rettungshundestaffel Straubing-Cham zum Beispiel mindestens einmal wöchentlich. Sonst verlernt der Hund das Ganze wieder. Auch Prüfungen gibt’s später regelmäßig wieder. "Viele Leute sind heute nicht mehr bereit, so lange an einer Sache dran zu bleiben, noch dazu ehrenamtlich", sagt Rettungshunde-Ausbilderin Melanie Weinhold.

Es gibt kein Geld, wenn Hundeteams bei Suchaktionen helfen. Aber wer bei Hilfsorganisationen wie etwa den Johannitern organisiert ist, muss die Ausbildung zum Rettungshund nicht aus eigener Tasche bezahlen. Auch die Ausrüstung wird gestellt. Unterm Strich muss man vor allem Spaß daran haben, sagt Staffelleiterin Kristina Koch: "Man muss es als Hobby mit einem ernsten Hintergrund sehen."

Saskia und Hund "Bingo" wollen mitmachen um anderen zu helfen

Hundebesitzerin Saskia Maiß und Border Collie "Bingo" haben das Casting bestanden. Sie werden zum Training eingeladen. Läuft alles weiterhin glatt und beide machen gut mit, dann kommt eine Ausbildung von "Bingo" zum Rettungshund in Frage. Für die 22-jährige Saskia ein Traum! Sie beschäftigt sich sowieso schon gern mit ihrem Border Collie, der rassebedingt viel Bewegung und auch "geistige" Beschäftigung braucht, will aber noch mehr machen und dabei zugleich was Sinnvolles tun: "Es ist einfach schön, anderen helfen zu können", sagt Saskia Maiß.

Rettungsteam aus Mensch und Hund kann Leben retten

Auch die anderen vier Hunde und ihre Besitzer, die in Waffenbrunn gecastet wurden, werden zum weiteren Training eingeladen. Melanie Weinhold freut sich über dieses Ergebnis, denn bei einem Casting Monate zuvor in Niederbayern war nur die Hälfte der 14 Teilnehmer erfolgversprechend. Rettungshunde sind wichtig. Melanie Weinhold hat mit ihrer Hündin "Bella" schon zweimal ein Menschenleben gerettet. "Bella" hat bei Suchaktionen einen 81-Jährigen, der im Wald gestürzt und hilflos liegen geblieben war, gefunden, und auch einen schwerkranken Patienten, der aus einem Krankenhaus verschwunden war.

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