23.10.21: Ein Sicherheitsmitarbeiter steht hinter dem Eingang der "Bonanza Creek Ranch" in New Mexiko, dem Ort des tödlichen Unfalls.
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23.10.21: Ein Sicherheitsmitarbeiter steht hinter dem Eingang der "Bonanza Creek Ranch" in New Mexiko, dem Ort des tödlichen Unfalls.

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Hutchins-Drama: Assistent 2019 wegen Zwischenfall entlassen

Nach dem tödlichen Unfall an einem Filmset, bei dem Schauspieler Alec Baldwin die Kamerafrau Halyna Hutchins erschossen hat, rückt der Regieassistent endgültig in den Fokus: Er wurde schon 2019 wegen eines Zwischenfalls mit einer Waffe entlassen.

Eine Produktionsfirma hat nach dem tödlichen Schuss von Schauspieler Alec Baldwin Vorwürfe gegen den Regieassistenten erhoben, der ihm die Waffe gab. Der Mann soll bereits 2019 aus der Produktion zu dem Film "Freedom's Path" wegen eines Schusswaffenunfalls entlassen worden sein, sagte ein Produzent des Films der Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Zwischenfall sei damals ein Teammitglied leicht verletzt worden.

US-Schauspieler Baldwin hatte am vergangenen Donnerstag die 42 Jahre alte Kamerafrau Halyna Hutchins während der Dreharbeiten für einen Western im US-Bundesstaat New Mexico offenbar versehentlich erschossen, als er eine Requisitenwaffe abfeuerte. Hutchins starb kurz nach dem Vorfall in einem Krankenhaus. Der Regisseur des Films, Joel Souza, wurde bei dem Unfall ebenfalls getroffen und verletzt in eine Klinik gebracht. Er schwebt nicht in Lebensgefahr.

  • Zum Artikel "Nach Alec Baldwins Schuss: Wie sicher sind bayerische Filmsets?"

Regieassistent gab Baldwin offenbar die Waffe

Gerichtsunterlagen zufolge hatte der Regieassistent die Waffe von einem Wagen vor dem für die Probe einer Filmszene genutzten Gebäude am Set genommen und sie Baldwin übergeben. Er soll dabei gesagt haben, dass es sich um eine "cold gun" handle, also um eine nicht geladene Waffe. Im Fokus der Ermittlungen steht neben Halls auch die Film-Waffenmeisterin. Die 24-Jährige soll während des Drehs für die Sicherheit der Requisitenwaffen verantwortlich gewesen sein. Medienberichten zufolge hatten Mitglieder des Filmteams am Morgen vor dem tödlichen Schuss auf Hutchins Schießübungen mit scharfer Munition gemacht.

Derweil haben Freunde und Kollegen bei einer Gedenkfeier Abschied von Hutchins genommen. Zahlreiche Menschen, darunter auch viele Filmschaffende, zündeten am Sonntagabend in Burbank bei Los Angeles Kerzen für die 42-Jährige an. "Ich hatte das Vergnügen mit Halyna zu arbeiten", sagte die Schauspielerin Sharon Leal bei der Gedenkfeier. "Sie war eine wunderbare Frau und wir sind alle einfach nur erschüttert."

"Die Sicherheit steht hinten an"

Auch bei der Gedenkfeier erhoben mehrere Teilnehmer den Vorwurf, am Set sei an der Sicherheit gespart worden. Der Regisseur Gustavo Sampaio, der vor vier Jahren mit Hutchins zusammenarbeitete, sagte: "Low-Budget-Produktionen wollen häufig größer aussehen, als sie sind. Und dann sparen sie überall und die Sicherheit steht hinten an, obwohl sie doch ganz vorne stehen sollte, bei allem, was am Set passiert." Auch die Produzentin Sabrina Oertle warf den Verantwortlichen vor, an der falschen Stelle gespart zu haben.

In Hollywood mehren sich nach dem tödlichen Unfall die Rufe nach einem Schusswaffenverbot an Filmsets. Eine Petition auf der Website change.org, die ein Schusswaffenverbot und bessere Arbeitsbedingungen für Filmteams forderte, wurde bis Dienstagmorgen von mehr als 31.000 Menschen unterzeichnet. "Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass so etwas im 21. Jahrhundert passiert", heißt es in der Petition, die von dem Drehbuchautor und Regisseur Bandar Albuliwi gestartet wurde.

Verbot scharfer Munition am Set gefordert

Auch aus der Politik kommen inzwischen Forderungen, scharfe Munition an Filmsets zu verbieten. Der Politiker Dave Cortese, der für die Demokraten im kalifornischen Senat sitzt, forderte ein gesetzliches Verbot in Kalifornien, dem Zentrum der US-Filmindustrie. Erste Produktionen reagierten bereits: Das erfolgreiche Polizeidrama "The Rookie" aus Los Angeles beschloss mit sofortiger Wirkung scharfe Munition vom Set zu verbannen, wie das Branchenblatt "The Hollywood Reporter" berichtete.

Die Regeln für den Gebrauch von Requisitenwaffen an Drehorten sind eigentlich sehr streng. Trotzdem gab es auch in der Vergangenheit schon tragische Unfälle. Der wohl bekannteste dieser Fälle ist der Tod des Schauspielers Brandon Lee im Jahr 1993. Der Sohn des Kampfsport-Stars Bruce Lee starb damals am Set des Films "The Crow" durch einen Bauchschuss.

Baldwin: "Es gibt keine Worte..."

Baldwin selbst hatte sich bereits am Freitag auf Twitter zu dem tödlichen Zwischenfall geäußert: "Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat - Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns", schrieb der Schauspieler. Baldwin kündigte seine Kooperation bei allen polizeilichen Untersuchungen an.

(mit Informationen von AP und AFP)

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