Während einer Militärübung in Isfahan im Iran wird eine Rakete abgefeuert
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Während einer Militärübung in Isfahan im Iran wird eine Rakete abgefeuert

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Wie fast alle iranischen Angriffe auf Israel abgewehrt wurden

Eine "spektakuläre Niederlage" des Iran: So bezeichnen amerikanische Regierungsvertreter die Tatsache, dass nahezu alle iranischen Drohnen, ballistische Raketen und Mittelstreckenraketen abgeschossen worden sind. Aber wie kam es dazu?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Von einer "historischen Koalition" und von "einer Allianz gegen den Iran" schreiben heute die großen israelischen Tageszeitungen "Yedioth Achronoth" und "Ma’ariv". Die äußerst erfolgreiche Abwehr des beispiellosen iranischen Angriffs auf Israel mit mehr als 150 Drohnen, rund 30 Marschflugkörpern und über 100 ballistischen Raketen war das Ergebnis einer umfassenden militärischen Kooperation Israels mit verbündeten Staaten.

Als in der Nacht von Samstag auf Sonntag der iranische Angriff erfolgte, waren die Luftabwehr-Vorbereitungen Israels, der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Jordaniens abgeschlossen und aktiviert. Neben den israelischen Kampfflugzeugen und den mehrstufigen Raketenabwehrsystemen Arrow 2 und Arrow 3 übernahmen Israels Verbündete einen erheblichen Teil der Luftraumverteidigung.

So waren nach Angaben der "Washington Post" amerikanische und britische Kampfflugzeuge zum Zeitpunkt des Angriffs in der Luft, um mit ihren Bordwaffen iranische Drohnen abzuschießen. Zwei Staffeln amerikanischer F-15 Jets hätten rund 70 Drohnen vernichtet, die auf Israel gerichtet waren. Zwei amerikanische Zerstörer, die im östlichen Mittelmeer stationiert waren, hätten vier bis sechs ballistische Raketen des Iran abgeschossen.

Historisch einmalig: Arabischer Staat verteidigt Israel

Aus dem irakischen Erbil habe sich eine US-Patriot-Raketenabwehrstellung ebenfalls an der Zerstörung einer weiteren ballistischen Rakete des Iran beteiligt. Auch das Königreich Jordanien habe bei der Luftabwehr des iranischen Angriffs unterstützt – ein Umstand, der als eine historisch bislang einmalige Beteiligung eines arabischen Staates an der Verteidigung Israels zu bewerten ist.

In der Angriffsnacht habe "hier eine Koalition gekämpft, in der Israel ein zentrales Mitglied geworden ist", analysiert zu Recht der renommierte israelische Journalist Nahum Barnea in der Zeitung "Yedioth Achronoth". Dies sei eine historische Entwicklung. "Zum ersten Mal haben arabische Länder in einem Krieg in der Region gekämpft, weil sie gemeinsamen Interessen mit Israel und im Namen Israels" hätten. Das hat es in der jahrzehntelangen Geschichte des Nahostkonflikts noch nicht gegeben.

Frühzeitige Geheimdienstwarnungen

Amerikanische und israelische Dienste waren frühzeitig informiert über die iranischen Absichten, auf den Israel zugeschriebenen Bombenangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Damaskus am 1. April zu reagieren. In den Tagen vor der Angriffsnacht lancierte die amerikanische Regierung über US-Medien, wie etwa über "Bloomberg" und "Axios", dass ein iranischer Angriff "unmittelbar" bevorstünde.

Genannt wurden dabei auch die Waffensysteme, die der Iran verwenden würde: mit Sprengstoff geladene Drohnen, ballistische Raketen und Mittelstreckenraketen. Zudem habe der Iran zwei Tage vor dem Angriff Saudi-Arabien und weitere arabischen Staaten von seinen Absichten in Kenntnis gesetzt, wie das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Regierungskreise in Ägypten und Saudi-Arabien meldet.

Zunächst seien die arabischen Staaten, die von Teheran vorab informiert worden seien, davor zurückgeschreckt, diese Informationen an Israel weiterzugeben. Der Grund: Sie befürchteten Vergeltungsmaßnahmen des Iran. Doch nach Gesprächen mit Washington seien Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate bereit gewesen, Israel von den iranischen Angriffsplänen zu unterrichten.

Iran griff mit "großer Kraft an, aber nicht schlau"

Israelische Militärexperten weisen auf einen weiteren Umstand hin, der die nahezu völlige Ausschaltung der iranischen Angriffswellen mit Drohnen, ballistischen Raketen und Marschflugkörpern ermöglicht haben dürfte: Zuerst habe der Iran die relativ langsam fliegenden Drohnen abgefeuert. Dies habe Israel eine wichtige "Vorwarnzeit und viel Zeit" geboten, um sie abzufangen, heißt es in der Tageszeitung "Israel Hayom".

Der Iran habe zwar mit großer Kraft angegriffen, "aber ohne allzu viel Klugheit". Dies hätten Israel und ihre Verbündeten ausgenützt. In der zweiten Angriffswelle habe der Iran Marschflugkörper abgeschossen, die ebenfalls während des gesamten Fluges überwacht worden seien. Erst danach seien die ballistischen Raketen gestartet, "die die größte Herausforderung für den Verteidigungsapparat darstellten, der sich bereits in höchster Bereitschaft" gefunden habe.

Drohnen noch vor israelischem Gebiet abgeschossen

Das Ergebnis: Praktisch seien alle der Dutzende Tonnen Sprengstoff-Drohnen, die vom Iran nach Israel geschossen worden seien, abgefangen worden. "Israel Hayom" gibt als zahlenmäßiges Ergebnis an, dass "alle 185 Drohnen und 36 Marschflugkörper" abgeschossen worden seien, bevor sie israelisches Gebiet erreichten hätten. Davon seien 70 Drohnen, beziehungsweise Marschflugkörper von amerikanischen, britischen und jordanischen Flugzeugen abgefangen worden.

Die übrigen seien von der israelischen Luftwaffe getroffen worden. Von den ballistischen Raketen hätten "nur wenige" den israelischen Luftwaffenstützpunkt Nevatim im Negev getroffen. Dabei sei ein abgestelltes Transportflugzeug beschädigt worden, sowie eine Landebahn, die nicht mehr in Betrieb gewesen sei. Durch herabstürzende Geschossteile wurde allerdings auch ein siebenjähriges Beduinenmädchen lebensgefährlich verletzt.

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