Polizisten warten vor der Kirche, in der ein Mann auf einen Priester eingestochen hat.
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Polizisten warten vor der Kirche, in der ein Mann auf einen Priester eingestochen hat.

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Polizei: Messerangriff in Kirche in Sydney war Terrorakt

Der Bischof einer christlichen Gemeinde in Sydney wird während einer Messe attackiert. Daraufhin zieht ein wütender Mob zu der Kirche, die Lage eskaliert. Die Regierung warnt vor Selbstjustiz. Die Polizei stuft die Tat als Terrorakt ein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Angriff auf Geistliche einer christlichen Gemeinde in Sydney während eines Gottesdienstes ist von den Ermittlern als Terrorakt eingestuft worden. Das Motiv des mutmaßlichen Täters, der etwa 16 Jahre alt sei, liege offenkundig im Bereich des "religiös motivierten Extremismus", sagte Karen Webb, die Polizeichefin des australischen Bundesstaats New South Wales. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Zu den verletzten Opfern gehören demnach der Bischof der Assyrer-Gemeinde in Sydneys westlichem Vorort Wakeley und mindestens ein Priester. Sie seien operiert worden und hätten nur durch Glück überlebt, sagte Webb.

Täter festgenommen

Der Bischof hatte am Montagabend eine Messe in der Kirche der örtlichen Assyrer-Gemeinde abgehalten. Im Internet veröffentlichte Aufnahmen von der Live-Übertragung des Gottesdienstes zeigen, wie der Angreifer während der Messe auf den Geistlichen zugeht und auf ihn einhiebt, bevor Augenzeuge herbeieilen, um einzugreifen. Webb zufolge wurde die Tat wohl mit einem Klappmesser verübt. Der Angreifer wurde später festgenommen und war laut Webb schon vorher polizeibekannt, stand aber auf keiner Beobachtungsliste für Terrorverdächtige.

Wütender Mob zieht zur Kirche

Nach der Tat kam es zu chaotischen Szenen vor dem Gotteshaus, wo sich neben Rettungskräften und Polizisten binnen kurzer Zeit eine Menge aus hunderten wütenden Menschen einfand. Die Situation eskalierte rasch, es kam zu Ausschreitungen, laut Webb wurden Polizeieinheiten aus dem ganzen Stadtgebiet zur Verstärkung gerufen. Bei den Krawallen wurden demnach mehrere Beamte verletzt und 20 Einsatzfahrzeuge beschädigt, zehn seien nicht mehr nutzbar. Die Einsatzkräfte wurden mit Ziegelsteinen und Zaunpfählen attackiert, ein Polizist erlitt einen Kieferbruch. Selbst Sanitäter mussten sich über Stunden hinweg in der Kirche verschanzen.

Der Täter selbst wurde nach Polizeiangaben ebenfalls verletzt - unklar blieb zunächst, wie er die offenbar gravierenden Verletzungen erlitt. Auf Fragen von Journalisten, ob der wütende Mob dafür verantwortlich sei, entgegnete Webb, dies sei Teil der Ermittlungen. Insgesamt mussten die Rettungsdienste nach eigenen Angaben 30 Patienten behandeln, sieben Verletzte seien ins Krankenhaus gebracht worden.

Regierungschef von New South Wales ruft zur Ruhe auf

Die Polizeichefin kündigte an, dass die Sicherheitsbehörden alle Gewalttäter ermitteln und für die Randale zur Rechenschaft ziehen würden. Der Regierungschef von New South Wales, Chris Minns, richtete einen dringenden Appell an alle Bewohner, auf alle Formen der Selbstjustiz zu verzichten.

Der Co-Vorsitzende des australischen Dachverbandes jüdischer Organisationen (ECAJ), Alex Ryvchin, twitterte: "Entsetzt über den Messerangriff auf einen Bischof in einer assyrischen Kirche in Sydney. Nur wenige Tage nach dem Massaker von Bondi Junction wird das noch mehr Angst in unserer Stadt verbreiten. Ich stehe in völliger Solidarität mit der schönen assyrischen Gemeinschaft und bete, dass die Verletzten körperlich und seelisch vollständig genesen."

I. H. Kauser, Großimam der Ahmadiyya Muslim Community Australia, sagte dem Sender ABC, seine Gemeinschaft verurteile den Angriff auf Bischof Mar Mari Emmanuel auf das Schärfste.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Polizei stuft Messerangriff in Kirche in Sydney als Terrorakt ein

Der Tatort in Sydney
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Der Tatort in Sydney

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